22.06.2019Südhessen Morgen
Für die Glückskäfer ist bald Schluss
KINDERBETREUUNG DES VEREINS KRABBELKÄFER STELLT ARBEIT EIN / STADT BRAUCHT DEN RAUM FÜR DIE KRIPPE SONNENKÄFER / KITA SONNENSCHEIN ERWEITERT EBENFALLS
Die Glückskäfer beenden ihre Arbeit. Schweren Herzens nehmen Christina Rosinsky (v.l.), Carmen Aldea-Martinez, Andrea Asal-Brauner, Rosina Purdack und Judith Bechtler Abschied von der Betreuung der Kleinkinder.
Nix
BÜRSTADT.Im vergangenen Jahr hat der Verein der Krabbelkäfer noch groß gefeiert: Seinen 30. Geburtstag und auch das 15-jährige Bestehen seiner Kleinkindbetreuung Glückskäfer. "Wenn wir gewusst hätten, dass wir nun aufhören, hätten wir es schon damals auslaufen lassen", sagt Rosina Purdack vom Vorstand. Ende Juli ist Schluss mit den Glückskäfern. Die Stadt braucht deren Raum in der Alten Schillerschule für die städtische Krippe, die um eine Gruppe erweitert wird. Der Kindergarten darüber wächst ebenfalls um eine Gruppe. In deren Raum fanden bisher Sprachkurse statt.
"Es ist ein Dilemma", gesteht Rosina Purdack, die in die Betreuung der Kleinen eingebunden ist. "Wir können die Stadt verstehen, weil Betreuungsplätze fehlen. Die Bürgermeisterin hat uns auch unterstützt, etwas Neues zu finden." Das bestätigt Bärbel Schader: "Wir brauchen die Räume, deshalb sind wir auf die Suche nach Ersatz gegangen." Für die Sprachkurse des Vereins Lernmobil war dies offenbar leichter. Diese sollen künftig im neuen Jugendhaus und im Pfarrzentrum St. Michael stattfinden. Auch für die Kleinkindgruppe wäre laut Schader Platz in St. Michael - doch der angebotene Raum mit 25 Quadratmetern eigne sich nicht, sagen Vorstand und Betreuerinnen der Glückskäfer.
Außenbereich fehlt laut Vorstand
Derzeit können sich Kinder ab zwei Jahren auf 60 Quadratmetern austoben. Es gibt eine Küchenzeile sowie Wickeltisch und Waschbecken in direkter Nähe. Vor allem aber kann die Gruppe draußen spielen - auf dem Gelände der Krippe Sonnenkäfer und dort auch Spielzeug lagern. In St. Michael jedoch sei der Garten nicht sicher für die Kinder. Schader legte ihnen darum den alla-hopp!-Park ans Herz. "Dafür bräuchten wir aber einen Wagen, und es fehlt ein Zaun: Zwei Betreuer können dort nicht die Verantwortung für zehn Kinder übernehmen", erklärt Leiterin Andrea Asal-Brauner.
Alternativen gebe es nicht. Deshalb hätten sie sich schweren Herzens entschieden, die Arbeit einzustellen. Die Eltern seien vor zwei Wochen informiert worden. Das Interesse an der dreistündigen Betreuung für vier Tage die Woche sei nach wie vor hoch gewesen. "Wir hatten wieder 17 Interessenten", sagt Asal-Brauner. Es seien schon Tränen geflossen, erzählen sie, und die restlichen drei Wochen würden sicherlich noch sehr traurig werden.
Am 11. Juli öffnen die Glückskäfer zum letzten Mal und gestalten ein Abschiedsfrühstück. Bis Ende Juli haben sie dann noch Zeit, ihre Sachen auszuräumen. Derzeit überlegen sie, zusätzlich zu ihren sechs Krabbelgruppen, die es weiterhin gibt, noch eine Bastel- und Singgruppe sowie regelmäßige Ausflüge für die Größeren anzubieten. Auch wenn das freilich kein Ersatz für die Glückskäfer sei.
Umbau läuft bis Oktober
Dass in Bürstadt Betreuungsplätze in Kindergärten und Krippen fehlen, ist unter Eltern derzeit ein großes Thema. Auf Anfrage heißt es aus dem Rathaus: "Derzeit haben nicht alle Kinder zum Wunschtermin und im Wunschkindergarten einen Platz." Wie viele es genau sind, kann Bürgermeisterin Bärbel Schader nicht sagen, weil die Eltern sich oft auf bestimmte Wunscheinrichtungen festlegen würden. Auf jeden Fall soll sich die Situation im Herbst verbessern: Im Oktober werden die neuen Gruppen in der Krippe Sonnenkäfer und in der Kita Sonnenschein eröffnet.
Dass die Glückskäfer bislang Räume gemeinsam mit der städtischen Krippe Sonnenkäfer nutzten, habe das Jugendamt bereits kritisiert, so Schader. Im Sommer gestaltet die Stadt nun die Räume um. Der Umbau sei keine große Sache. "Es muss nicht viel gemacht werden, es ist fast alles vorhanden", sagt Schader. Mit dem Jugendamt sei bereits alles abgestimmt worden, betont die Rathauschefin. Genaue Kosten könne sie aber noch nicht nennen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde der Kindergarten Zwergenwald auf dem Boxheimerhof vergrößert. Das reichte offenbar nicht. Die Stadt hofft, dass sich die Situation mit den beiden neuen Gruppen in der Alten Schillerschule merklich entspannt. Parallel führt sie Gespräche mit der katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Bobstadt, die darüber nachdenkt, im Kindergarten Pater-Kolbe eine weitere Gruppe anzubieten. Dafür müsste ein Anbau entstehen. Hans-Georg Gött vom Verwaltungsrat der Gemeinde gibt aber zu bedenken, dass dies auch davon abhänge, ob Bobstadt wirklich wächst: um das Neubaugebiet Langgewann. Denn die "IG Ackerflächen erhalten" kämpft dagegen und will ein Bürgerbegehren anstrengen. Investieren muss St. Josef laut Gött in jedem Fall in die Kita: "Wir müssen einige Auflagen für die Sicherheit erfüllen."
Bürgermeisterin Schader hat bereits vor, im Herbst entsprechende politische Beschlüsse für den Bobstädter Kindergarten auf den Weg zu bringen - nach der Abstimmung zwischen Stadt und Kirche als Träger. Danach "folge eine genaue, detaillierte Aufstellung und Planung". Zudem soll auf dem neuen Bildungs- und Sportcampus ein Bewegungskindergarten entstehen. Die Bürgermeisterin rechnet fest mit Zuschüssen, Anträge dafür würden bereits vorbereitet.
Südhessen Morgen, Samstag, 22.06.2019
22.06.2019Tip Verlag
Kinderbetreuung Glückskäfer schließt Ende Juli
Viele Sitzungen und schlaflose Nächte brachten dem Vorstand der Krabbelkäfer keine Alternativen
Dem Vorstand der Krabbelkäfer und den Betreuerinnen der Glückskäfer fiel die Entscheidung schwer, doch mangels räumlicher Alternativen schließen die Glückskäfer zum 31. Juli. Von links: Christina Rosinsky (Betreuerin), Carmen Aldea-Martinez (1. Vorsitzende der Krabbelkäfer e.V.), Andrea Asal-Brauner (Leitung und Betreuerin Glückskäfer), Rosina Purdack (Schriftführerin und Betreuerin) und Judith Bechtler (2. Vorsitzende Krabbelkäfer). Foto: Eva Wiegand
BÜRSTADT - 16 Jahre lang gab es die Kinderbetreuung der Krabbelkäfer e.V. Die Betreuung ergänzte das Angebot der Stadt und betreute täglich bis zu zehn Kinder ab zwei Jahren für jeweils drei Stunden, je nach Bedarf der Eltern, an bis zu vier Tagen die Woche. Jetzt müssen die Glückskäfer ihr Domizil im Haus des Kindes aufgrund der Erweiterungen der städtischen Kinderkrippe Sonnenkäfer aufgeben, denn dort entstehen Plätze für weitere zehn bis zwölf Kinder - darüber informierte der Vorstand der Krabbelkäfer im Rahmen eines Pressegesprächs. Die Einrichtung schließt zum 31. Juli. "Es fällt uns sehr schwer und wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber leider konnten keine passenden Räumlichkeiten gefunden werden", berichtete Rosina Purdack, Schriftführerin der Krabbelkäfer und Betreuerin bei den Glückskäfern. "Frau Schader wollte, dass wir weiter machen und hat versucht einen Raum für uns zu finden", so die Vorsitzende Carmen Aldea-Martinez, doch die Suche sei leider erfolglos verlaufen. Einen Raum im Pfarrzentrum St. Michael habe die Stadt als Alternative vorgeschlagen. Dieser war allerdings nicht nur lediglich knapp 25 Quadratmeter groß, ohne Küchenzeile und ohne fließendes Wasser, sondern auch ohne Außenbereich. "Wir hätten alles möglich gemacht, doch ohne Außenbereich geht es nicht. Die Kinder haben in diesem Alter einen großen Bewegungsdrang", erklärte Purdack. Auch die Nähe zum alla-hopp-Park brachte keine Vorteile. "Wir können nicht mit zehn Kindern und zwei Betreuerinnen in einen offenen Park", machte die Glückskäfer-Leiterin und Betreuerin Andrea Asal-Brauner deutlich. Private Räumlichkeiten zu suchen, schied aus finanziellen Gründen aus. "Das hätten wir aus eigener Tasche bezahlen müssen, das können wir einfach nicht leisten", erklärte Aldea-Martinez.
Dennoch zeigt der Vorstand Verständnis für die Stadt, die den Verein Ende Februar über das Vorhaben der Erweiterung der Kinderkrippe informierte. "Es ist ein Dilemma, wir verstehen das und wir wissen, dass wir hier nur Gast waren", so Purdack. Dennoch hätte sich der Verein mehr Vorlaufzeit gewünscht. Im letzten Jahr feierten die Krabbelkäfer 30jähriges, die Kinderbetreuung Glückskäfer ihr 15jähriges Bestehen. "Hätten wir das da schon gewusst, hätten wir keine neuen Anmeldungen mehr angenommen und das Ganze auslaufen lassen." Letztendlich blicken der Vorstand und die Betreuerinnen auf eine schöne Zeit zurück - mit tollen Kindern und tollen Eltern. Das restliche Angebot des Vereins bleibt natürlich weiterhin bestehen. Die Krabbelgruppen sind nach wie vor stark nachgefragt. Auch die beliebten Krabbelkäfer-Flohmärkte finden in gewohnter Weise statt. Ab Herbst ist zudem eine Spiel- und Singstunde in Planung. Diese soll im Krabbelraum in St. Michael stattfinden. Außerdem steht am 14. September ein Ausflug des gesamten Vereins in den Wormser Tierpark auf dem Programm.
Von Eva Wiegand